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Daten und Fakten

Reisedauer:  6 Tage, 02. August 2019 – 8. August 2019

Reiseroute: Chișinău Tiraspol

Highlights: Reisen in ein Land, das kaum jemand besucht und in eines, das offiziell gar nicht existiert

Chișinău

In irgendeinem Zeitungsartikel haben wir vor kurzem gelesen, dass im Jahr 2017 knapp über 1000 Deutsche nach Moldawien eingereist sind, also genau so viele wie an guten Sommertagen in der Stunde auf Mallorca landen. Die Republik Moldau ist damit das „unbeliebteste“ Reiseland in Europa. Irgendwie fühlten wir uns als Weltreisende mit fast unbegrenzter Zeit verpflichtet, das kleine Land zwischen Rumänien und der Ukraine zu besuchen. Von vielen touristischen Highlights hatten wir vorab nicht gehört, also steuerten wir als erstes die Hauptstadt Chișinău an. Wir hatten uns diesmal bewusst in einem Hostel anstatt in einem AirBnB eingemietet, denn wir hatten die Vermutung, dass die Touristen, die ein so kleines und touristisch unbedeutendes Land wie Moldawien bereisen, bestimmt super nett und interessant sind. Mit unserer Vermutung lagen wir sehr richtig und so lernten wir schon bald nach unserer Ankunft ein paar nette Reisende kennen. Sonst hatten wir keine großen Erwartungen an Moldawien und Chișinău und wahrscheinlich waren wir genau deshalb so positiv überrascht. Chișinău ist eine super grüne Stadt mit vielen Alleen und großzügig angelegten Parks. Zwischendrin befinden sich überall schicke Cafés, Restaurants und Weinshops die zum probieren einladen.

Wahrscheinlich wissen nur wenige, dass Moldawien ein riesiger Weinproduzent ist. Die Weinanbaugebiete liegen auf demselben Breitengrad wie Burgund und bieten sehr gute klimatische Bedingungen für hervorragende Weine. Im Rest von Europa sind die Weine jedoch meist unbekannt, da immer noch rund 80% nach Russland, Weißrussland und die Ukraine exportiert werden. Ein Teil des moldawischen und auch ausländischen Weins verbleibt aber in der Nähe von Chișinău, denn dort befindet sich der größte Weinkeller der Welt. In einem über 50 Kilometer langem Tunnelsystem lagern über 1,5 Millionen Flaschen bei Temperaturen zwischen 12 und 15°C. Mit einer geführten Tour kann man den Weinkeller besichtigen und auch an einer Weinprobe teilnehmen. Wir haben das Geld aber lieber direkt in gutes Essen und leckeren Wein in einem der vielen netten Restaurants von Chișinău investiert. 😉

Ein bisschen Kulturprogramm sollte aber in Moldawien natürlich auch nicht fehlen und so machten wir noch einen kleinen Tagesausflug in das Höhlenkloster und die Marienkirche von Orheiul Vechi.

Wahrscheinlich hätte Moldawien sogar noch mehr zu bieten und wir können jedem nur empfehlen dem kleinen Land einen Besuch abzustatten. Ganz offiziell waren wir sogar noch zwei Tage länger in Moldawien, denn auf unserem Weg in die Ukraine machten wir noch einen Stopp in Tiraspol.

Tiraspol

Ganz offiziell ist Tiraspol die zweitgrößte Stadt der Republik Moldau. De-facto ist Tiraspol aber die Hauptstadt von Transnistrien, einer Region, die sich nach dem Zerfall der Sowjetunion ebenfalls als unabhängig erklärte. Die Unabhängigkeit Pridnestrowiens, wie das Land von den Einheimischen genannt wird, wurde aber von der Staatengemeinschaft nie anerkannt. Anfang der 90er Jahre kam es daher zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der moldawischen Armee, die aber trotz einer militärischen Überlegenheit scheiterten, die Region wieder einzugliedern. Seither haben sich alle Beteiligten an den Status-Quo gewöhnt und der Konflikt gilt als „eingefroren“. Touristen können mittlerweile unbehindert in das „Land“ einreisen. Auf der anderen Seite der Grenze weht die transnistrische Flagge und Geld kann man in Wechselstuben in transnistrische Rubel tauschen.

Transnistrien ist übrigens das einzige Land auf der Welt, das Plastikmünzgeld verwendet.

Die meisten Transnistrier sprechen übrigens Russisch und viele fühlen sich Russland zugehörig. Im Jahr 2014 bat der oberste Rat von Transnistiren Russland sogar offiziell darum, die Unabhängigkeit des Landes anzuerkennen und dem Beitritt zu Russland zuzustimmen. Das Vorhaben scheiterte aber wohl an der Sorge Russlands, mit einer Anerkennung der Unabhängigkeit Transnistriens einen Konflikt mit Moldawien zu provozieren und damit dessen Westorientierung weiter zu fördern.

Von tatsächlichen und möglichen Konflikten bekamen wir als Touristen natürlich nichts mit und wir verbrachten zwei entspannte Tage in der Hauptstadt eines Landes, was es eigentlich gar nicht gibt.