Startseite » Kolumbien

 

Daten und Fakten

Reisedauer: 56 Tage, 13. Juni 2018 – 07. August 2018

Reiseroute: Bogotá  Medellin  Cartagena  Taganga  Bogotá  Villa de Leyva  Salento  Buana Vista  San Agustín  Cali  Buenaventura  Bahia Solano  El Valle  Bahia Solano  Medellin  Guatapé  Medellín  Bogotá

Highlights: Wachspalmen in der Kaffeeregion, Wale im Choco und ewiger Frühling in Medellin

 

Bogotá

Mit dem Flieger ging es von Lima über Ecuador hinweg direkt nach Bogota. Gerne hätten wir auch einige Zeit in Ecuador verbracht, wir haben uns aber schweren Herzens dazu entschieden, Ecuador zu überspringen. Das hatte drei entscheidende Gründe. Grund Nummer Eins war wie immer die mangelnde Zeit. Denn wir waren auf einer Hochzeit in Mexiko eingeladen und von Peru bis nach Mexiko war noch ein weiter Weg. Und bis jetzt hatte wirklich jeder Reisende, der Südamerika von Norden nach Süden bereiste, gesagt, dass Kolumbien das beste Land Südamerikas sei und man auf jeden Fall mindestens 6 Wochen einplanen sollte. Grund Nummer Zwei war die nahende Fußball Weltmeisterschaft, die wir gerne in einem Land verbringen wollten, das selbst für das Tournier qualifiziert ist. Das fußballverrückte Kolumbien schien dafür genau richtig. Der dritte und noch viel wichtigere Grund war jedoch, dass unsere lieben Freunde Marsha und Bernd uns für zwei Wochen in Kolumbien besuchen wollten. Wir landeten schon zwei Stunden vor Marsha und Bernd in Bogotá, checkten ins Hostel ein und warteten bei einer Runde Poker (eine der nationalen Biersorten) sehnsüchtig auf die Ankunft unserer Freunde. Da zwei Wochen nicht viel Zeit ist, zumindest nicht für ein so cooles Land wie Kolumbien, hatten wir einen straffen Zeitplan und so nutzen wir den ersten Tag in Bogota bereits voll aus. Ein Highlight in Bogotá ist das Goldmuseum, in dem über 30.000 Goldobjekte verschiedener präkolumbianischer Volksgruppen ausgestellt sind und nicht nur durch die große Masse an Gold, sondern vor allem durch die feine Verarbeitung des edlen Metalls beeindrucken. Nach dem Goldmuseum verschafften wir uns noch im wahrsten Sinne des Wortes einen Überblick über die Stadt und fuhren mit der Gondel rauf zur Kirche auf dem Gipfel des Berges Monserrat. Die Kirche ist für Gläubige eine beliebt Pilgerstätte und man hat von dort einen tollen Blick über die ganze Stadt.

Nach Sonnenuntergang mussten wir schnell zurück ins Hostel, unser Gepäck schnappen, denn am selben Abend ging es schon weiter mit dem Nachtbus nach Medellin.

Medellín

Während Medellín in den 80er und 90er Jahren noch als die gefährlichste Stadt der Welt galt, wird die Stadt heute vom Forbes Magazin unter den coolsten Städten der Welt gelistet, zu recht können wir bestätigen. Die Paisas, wie sich die Medelliner nennen, sind heute wieder stolz auf ihre Stadt und die enorme Veränderung der letzten Jahre. Diese Veränderung, weg von täglicher Gewalt und hin zu farbenfrohem und friedlichem Leben, ist besonders zu sehen und zu spüren, wenn man die Comuna 13 besucht. Denn die Comuna 13 war einst das gefährlichste Viertel in der gefährlichsten Stadt der Welt. Keiner kennt die genaue Zahl der Todesopfer, die der dauernde Machtkampf zwischen Guerillas, Paramiltärs, Regierung und Drogenkartelle gefordert hat. Heute ist die Comuna 13 jedoch das Aushängeschild für moderne Stadtentwicklung. Ein wichtiger Bestandteil des Entwicklungsprojekts war der Bau einer Rolltreppe, die das steile und dichtbesiedelte Viertel mit den im Tal liegenden Stadtteilen verbindet. Stolz sind die Bewohner der Comuna 13 außerdem auf ihre bunt bemalten Häuser und die Streetart, die die Wände der Comuna schmücken und von dem Wandel und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft erzählen.

Stolz sind die Paisas außerdem auf ihre Metro, mit der man schnell und günstig von einem Ende der Stadt zur anderen gelangt.

Zum öffentlichen Nahverkehr gehören außerdem mehrere Seilbahnen, die auch die an den Hängen liegenden, oft ärmeren Stadtteile, in das öffentliche Leben einbinden. Eine dieser Seilbahnen führt sogar noch über die Stadtgrenze hinaus bis hin zum Nationalpark Parque Arví. Von der Gondel hatten wir erst einen wundervollen Blick auf Medellín und als die Seilbahn den Berggipfel passiert hatte, erstreckte sich unter uns der 16.000 Hektar große Nationalpark.

Leider hatten wir nicht genug Zeit um den Park selbst zu erkunden, und so gondelten wir wenig später wieder zurück in die Stadt.

Während unseres Medellinaufenthalts war es auch endlich so weit. Das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Mexiko. Das war auch endlich die Gelegenheit unsere neuen Trikots anzuziehen, die uns Marsha und Bernd mitgebracht hatten. Marsha und Bernd hatten die Trikots sogar extra mit unseren Namen beflocken lassen. Wir waren: Bogota Bernd, Medellín Marsha, Taganga Tobi und Palmira Petra! Was für ein großartiges Geschenk!! Danke, danke danke! Wie wir wissen haben die Trikots leider nicht das erwünschte Glück gebracht und nach der Niederlage gegen Mexiko fuhren wir etwas geknickt zum Flughafen. Auf in die Karibik, es ging nach Cartagena.

Cartagena

Im Nachhinein hat uns Cartagena von allen Städten in Kolumbien wahrscheinlich am wenigsten gefallen. Cartagena ist zwar wunderschön mit ihren bunten, perfekt restaurierten Kolonialbauten, aber irgendwie fehlte uns in der Stadt etwas vom wahren Leben. Die Stadt wirkte auf uns eher wie eine Filmkulisse, durch die sich täglich Massen von Touristen schieben.

Mit Marsha und Bernd hatten wir aber natürlich trotzdem eine sehr gute Zeit dort. Wir haben uns auch durch die Gassen treiben lassen und die Abende gemütlich auf dem Kirchplatz in Getsemani ausklingen lassen.

Taganga

Gut das wir die Beschreibung von Taganga in unserem Reiseführer nicht vorher gelesen hatten, sonst wären wir bestimmt nicht hingefahren. Der Strand sei dreckig und außerdem sei es so gefährlich, dass man sich gut überlegen sollte, ob man nachts zu Fuß durch die Stadt gehen will. Vielleicht ist der Reiseführer veraltet oder vielleicht hat der Autor auch einfach viel Pech oder wir viel Glück. Wir können nämlich nur Gutes von Taganga berichten. Wir hatten ein wunderschönes Hostel mit kleinen Bungalows, von denen man eine perfekte Sicht über die kleine Bucht und aufs Meer hatte; wunderschöne Sonnenuntergänge inklusive.

 

Der perfekte Ort um endlich auch mal nichts zu tun. Marsha und Bernd waren ja schließlich im Urlaub und etwas Erholung musste langsam mal sein. Das richtige Karibikfeeling holten wir uns aber weniger in Taganga, sondern im nahegelegenen Tayrona Nationalpark. Vom Parkeingang nahm Marsha das Pferd, während der Rest von uns zu Fuß durch Wald und über Klippen zum Strand wanderten.

 Da der Tayrona Nationalpark ein absolutes Highlight an der kolumbianischen Karibikküste ist, ist dieser natürlich nicht menschenleer. Trotzdem ist er so, wie man sich einen wunderschönen Karibikstrand vorstellt: Sonne, Palmen, weißer Sand und türkisfarbenes Wasser.

 

Und nach ein bisschen Plantschen, einem kühlen Bierchen und einem Nickerchen am Strand fuhren wir entspannt mit dem Boot zurück nach Taganga. Am nächsten Tag ging es noch einmal aufs Boot. Tobi und Bernd wollten ihr Anglerglück probieren. Der Kapitän schlug vor, dass Marsha und Petra mitfahren könnten und während die Jungs angelten, würden sie die Mädels in einer kleinen Bucht absetzen und später wieder abholen. Klang gut, war aber leider weniger schön als gedacht. Den ersten Strand an dem Marsha und Petra abgesetzt werden sollten, wurde sofort abgelehnt. Der war klein, steinig, es gab keinen Schatten und es roch nach Klo. Der zweite Strand war zwar etwas besser, aber man kann sagen, dass Marsha und Petra sehr froh waren, als  sie nach 2 Stunden wieder abgeholt wurden. Die Jungs hatten währenddessen leider auch weniger Glück. Große Fische konnten sie nicht an Land bringen, aber auch die kleinen Fische ergaben letztlich ein sehr leckeres Mittagessen. Zurück in der Nachbarbucht von Taganga wurden diese von einer Restaurantbesitzerin kurz in die Pfanne geschmissen und uns in einer kleinen Bude am Strand serviert. Am Ende war also auch dieser Tag ein sehr gelungener Strandtag (inklusive Sonnenbrand, „burned Bernd“ :)) Am letzten Tag bevor es Richtung Flughafen ging, hatten wir noch einen sehr wichtigen, letzten Programmpunkt: das zweite Deutschlandspiel, diesmal gegen Schweden. In unsere Trikots geschmissen, saßen wir mit einer große Gruppe Kolumbianer in einer kleinen Bierbude am Strand. Alle fieberten für Deutschland und am Ende hat es knapp gereicht! Ein erster und vor allem später Sieg für die deutsche Nationalmannschaft.

Bogotá

Auch der schönste Strandurlaub hat irgendwann ein Ende und von der Nachbarstadt Santa Marta ging es mit dem Flieger zurück nach Bogotá. Dort ließen wir den Urlaub gemütlich ausklingen und verabschiedeten uns nach sehr schönen und intensiven 12 Tagen mit der Vorfreude uns an Weihnachten in Köln wieder zu sehen. In Bogotá blieben wir allerdings nicht allein zurück. Olli (den wir in Bolivien kennen gelernt hatten und mit dem wir bereits einige Abenteuer in Peru erlebt hatten) war bereits mit uns ins AirBnB eingecheckt. Am Abreisetag von Marsha und Bernd gesellte sich noch Pascal dazu (den wir in Arequipa in Peru auf der Dachterrasse kennengelernt und schon in Lima und Medellin kurz wiedergesehen hatten). Einen Tag darauf und mit 24 Stunden Verspätung, landete noch Verena in Bogota. Verena ist Pascals beste Freundin aus Leipzig, die mit ihm zwei Monate durch Kolumbien reisen wollte. Der erste Akt unserer neuen deutschen Reisegruppe war es, das letzte Deutschlandspiel der WM anzuschauen. Wir hatten uns sehr auf die WM gefreut und es war zu schade, dass es so schnell vorbei war. Aber wir konnten ja noch für Kolumbien fiebern!

 Villa de Leyva

Villa de Leyva ist ein kleines Kolonialstädtchen 160 Kilometer nordöstlich von Bogotá. Klingt nicht weit weg, wenn man aber schon mehrere Stunden braucht, um den Dauerstau in Bogotá hinter sich zu lassen, kann aus der Fahrt dorthin schon mal gerne eine Tagesreise werden. Nach dem straffen Programm mit Bernd und Marsha haben wir es dort eher ruhig angehen lassen. Ein kleiner Spaziergang zu einer Christusstatue, durch die Gassen der Kolonialstadt und durch die näheren Umgebung, war uns Programm genug.

Für Verena war Villa de Leyva ein guter Ort, um erst einmal in Südamerika anzukommen, Pascal hatte bis dahin in Kolumbien nur Bogotá und Medellin gesehen und war froh mal aus der Großstadt raus zu kommen und Olli musste sich erholen, weil er leider schon wieder krank war, diesmal war es aber zum Glück kein Paratyphus sondern nur eine dicke Erkältung, die er sich im nasskalten Wetter von Bogotá eingefangen hatte.

Salento

Von Villa de Leyva fuhren wir ein paar Tage später wieder nach Bogotá und ohne Übernachtung direkt weiter nach Salento. Der Kirchturm am Dorfplatz von Salento war bereits in eine riesige Kolumbienflagge gehüllt, denn das Achtelfinalspiel Kolumbien gegen England stand kurz bevor. Da Deutschland bereits ausgeschieden war, fieberten wir umso mehr für Kolumbien. Nach dem späten Ausgleich war in Salento schon Partystimmung, aber leider war die diesjährige WM nach dem Elfmeterschießen auch für Kolumbien vorbei. Wir konnten uns also wieder darauf konzentrieren wofür wir nach Salento gekommen waren, auf den Kaffee.

Denn Salento liegt inmitten der berühmten Kaffeeregion von Kolumbien. Nur einen schönen Spaziergang entfernt, lagen mehrere Fincas, die Touren über ihre Kaffeeplantagen anbieten, in denen der Anbau und Weiterverarbeitungsprozess bis zur fertigen Tasse Kaffee erklärt wird.

Neben den Kaffeeplantagen und wunderschönen grünen Bergen, ist die Region rund um Salento bekannt für die Quindio-Wachsplame, Kolumbiens Nationalbaum. Um uns diese bis zu 60 Meter hohen Wachspalmen anzusehen, fuhren wir von Salento mit dem Jeep in das nahegelegene Cocora-Tal. Dort kann man einen wunderschönen mehrstündige Rundweg wandern, der erst über Felder, dann durch dichten Nebelwald und zuletzt durch hunderte, riesiger Wachspalmen führt.

Sehr beeindruckend und einfach eine wunderschöne Landschaft! Eine Landschaft, die wir noch ein wenig länger genießen wollten. Daher buchten sich Verena und Pascal in einem Ecohostel in der Nähe von Salento ein, während wir mit Olli noch ein weiteres Dörfchen in der Region kennen lernen wollten.

Buena Vista

Buena Vista liegt malerisch auf einem Bergkamm, umgeben von grünen Bergen und Kaffeeplantagen. Von der Terrasse des Hostels schauten wir in das wunderschöne Tal und im den Bäumen rund um das Hostel wimmelte es von bunten Kolibris und anderen Vögeln.

Mehr als den Blick von der Terrasse hat Petra in den drei Tagen leider nicht gesehen, denn ein Magen-Darm-Infekt fesselte sie ans Haus. Aber man muss sagen, es gibt durchaus schlimmere Orte um krank zu sein. Obwohl wir wussten, dass es in dem kleinen Örtchen keinen Geldautomaten gibt, hatte Olli vergessen vorab in Salento Geld zu holen. Daher machten Olli und Tobi einen kleinen Ausflug mit dem Bus in das nächstgrößere Dorf Pijao.

Am Ende waren sie sogar froh, dass Olli vergessen hatte Geld zu holen, denn durch die Busfahrt und den ungeplanten Aufenthalt in Pijao sahen sie noch einmal mehr von der wunderschönen Kaffeeregion.

San Agustín

Wieder mit Verena und Pascal vereint, fuhren wir zu fünft weiter nach San Agustín. San Agustin selbst ist kein besonders schönes Dorf und das nasskalte Wetter zu dieser Jahreszeit war auch weniger einladend. Tagsüber hatten wir Glück und während unserer Tour zu den archäologischen Parks blieb es halbwegs trocken. Rund um San Agustín findet man die bedeutendsten Ausgrabungsstätten Kolumbiens der Augustiner, einer Präkolumbianischen Kultur über die bis heute sehr wenig bekannt ist. Aicher ist aber, dass die Augustiner sehr geschickte Bildhauer waren und insbesondere während ihrer Blütezeit von 200 v Chr. bis 700 n. Chr. meterhohen Steinfiguren herstellten, mit denen sie ihre Steingräber schmückten. Diese Steingräber und Statuen kann man in den archäologischen Parks rund um San Agustín bewundern.

.

Cali

Verena und Pascal wollten nach San Agustín zurück Richtung Norden und sich die Wüste bei Neiva anschauen. Da wir bereits einige Wüsten auf unserer Reise gesehen hatten, wollten wir lieber mit Olli weiter nach Cali fahren und so trennte sich unsere Reisegruppe noch einmal. Olli hatte sich schon vor einiger Zeit einen Heimflug gebucht und seine letzten Reisetage waren gezählt. Wir konnten es kaum glauben und waren sehr traurig, dass wir bald keine gemeinsamen Reiseabenteuer mehr mit Olli erleben würden und so wollten wir noch ein paar Tage mit ihm gemeinsam in Cali verbringen. In Cali freuten wir uns über das angenehm warme Wetter, wir machten eine Stadtführung durchs Zentrum und die Jungs ließen sich im Barber Shop verwöhnen.

Unseren letzten Abend mit Olli verbrachten wir bei einem hervorragenden Essen und ließen bei leckeren Cocktails unsere gemeinsamen Erlebnisse Revue passieren. An dieser Stelle noch einmal einen Dank an Olli, für die vielen schönen gemeinsamen Reisemomente!!

Buenaventura

In Buenaventura wartete ein echtes Abenteuer auf uns, denn wir wollten von dort mit dem Schiff nach Bahia Solano fahren. Bahia Solano liegt an der Pazifikküste in der Region Choco und ist nur per Boot aus Buenaventura oder mit dem Flieger von Medellín zu erreichen. Da Buenaventura in der Nähe von Cali liegt, wollten wir für den Hinweg die 24-Stunden-Bootsfahrt auf uns nehmen und für den Rückweg hatten wir uns bereits einen Flugticket nach Medellín gebucht. Da der Choco nur so schwer zu erreichen ist, ist die Region auch touristisch deutlich weniger erschlossen. Nur schwer konnten wir im Internet brauchbare Informationen finden. Nach langer Recherche hatten wir herausgefunden, dass nur einmal die Woche ein Frachtschiff von Buanaventura nach Bahia Solano fährt und in einem Reiseblog fanden wir sogar die Telefonnummer des Kapitäns. Telefonisch hatten wir also zwei Plätze auf dem Boot reserviert, doch als wir in Buenaventura ankamen, wusste im Büro keiner von unserer Reservierung und das Boot war bereits komplett ausgebucht. Wir erklärten der Dame hinterm Schalter leicht panisch, dass wir aber unbedingt auf das Boot müssten. Wir hatten ja bereits unseren Rückflug gebucht und unsere ganze weitere Reiseplanung hing von dieser Bootsfahrt ab! Zum Glück fand die Dame dann doch eine Lösung. Es gab zwar keine Kojen mehr auf dem Boot, aber wir könnten trotzdem mitfahren und auf Matratzen auf dem Boden schlafen. 24 Stunden auf einer Matratze auf dem Boden zu verbringen, klang zwar nicht berauschend, aber wir waren trotzdem froh überhaupt mitfahren zu können. Als am Abend der rostige Kahn mehr als Randvoll mit Lebensmitteln, Baumaterialien und zwei Quads beladen war, durften endlich auch die Passagiere an Bord.

Erst dann wurde uns klar, auf was wir uns da eingelassen hatten. Die Großraumkajüte war eng mit dreietagigen Kojen ausgestattet, so dass man im Innenraum nicht auf dem Boden sitzen konnte. Der einzige freie Platz auf dem Boot war das hintere etwa 12 mgroße Deck. Dort gab es eine kleine Holzbank, einen Plastikstuhl und einen kaputten Plastikstuhl. Als alle Passagiere an Bord waren, gab es noch genau eine freie Koje und 11 Personen ohne Schlafplatz. Wir fragten also nach den versprochenen Matratzen und bekamen genau für die ELF Personen ZWEI Matratzen. Für mehr wäre auf dem kleinen Deck aber auch eh kein Platz gewesen. Es blieb die Frage, wo und wie wir die nächsten 24 Stunden stehen, sitzen oder gar schlafen sollten?! Zu Beginn der Nacht verteilten wir uns wie folgt: eine Person konnte in die Koje (mit diesem Luxusschlafplatz wollten wir uns abwechseln), zwei Personen schliefen in der Küche auf dem Boden, zwei Personen saßen/lagen auf der Holzbank, der Kanadier schlief auf seinem Handtuch am Rand des Decks und wir legten uns mit 3 weiteren Personen in Löffelchenstellung längs auf die zwei Matratzen auf den Boden. Das ging die ersten Stunden auch halbwegs gut, bis um 3 Uhr nachts ein Sturm aufkam und es aufs Deck stürmte und regnete. Innerhalb von wenigen Minuten war alles nass. Im Regen auf den nassen Matratzen weiterzuschlafen war unmöglich und es gab auch keinen trockenen Sitzplatz mehr. Am Ende mussten wir uns also irgendwie noch in die Massenkajüte quetschen. Wir weckten die Person, die bereits mehrere Stunden in der freien Koje geschlafen hatten und quetschten uns zu zweit hinein, während sich die anderen auf den engen Gängen verteilten. Abwechselnd in der Koje überstanden wir irgendwie die letzten Stunden der Nacht und ab da waren es ja auch NUR noch 12 Stunden! Aber auch diese gingen irgendwie um und als wir in kurz vor Bahia Solano waren wurden wir von springenden Buckelwalen begrüßt.

Spätestens da war die abenteuerliche Bootsfahrt schon fast vergessen!

Bahia Solano

Schon bei unserer Ankunft in Bahia Solano bekamen wir den ersten Regen und es sollte nicht der letzte sein. Das war aber keine große Überraschung, denn die Choco Region gehört zu den regenreichsten Regionen auf der Welt. Während in anderen Regionen der Erde der Niederschlag in Millimetern oder Zentimetern angegeben wird, fallen im Choco rund 18 Meter im Jahr. Der viele Regen ist schon etwas Besonderes in dieser Gegend. Aber auch sonst ist der Choco ein sehr besonderes Fleckchen Erde und wir kennen keinen Ort, der irgendwie vergleichbar wäre. Der Choco besteht hauptsächlich aus tiefstem Dschungel der bis zur Pazifikküste reicht und daher eine einzigartige Flora und Fauna beherbergt. Von Juni bis November ist zum Beispiel Walsaison und man kann Buckelwale beobachten, die im seichten Küstengewässer ihren Nachwuchs aufziehen. Die wenigen Kolumbianer die hier leben, sind Afrokolumbianer und indigene Bevölkerungsgruppen, die mit ihrer eigenen Kultur das Leben im Choco prägen.

Für die ersten Nächte haben wir uns in Bahia Solano in das Hostel von Jimmy und seiner Familie eingemietet. Jimmy ist eigentlich Meeresbiologe und unterstützt mit eigenen Projekten die indigene Bevölkerung, in dem er ihnen z.B. nachhaltiges Fischfarming beibringt. Jimmys Hostel war daher ein guter Ort, um sich im Choco einzuleben und Tipps für unseren Aufenthalt zu bekommen. Von Jimmy haben wir dann auch den Tipp bekommen, nach El Valle zu fahren, denn dort würde der Nationalfeiertag Kolumbiens auf sehr besondere Art und Weise gefeiert.

El Valle

Also fuhren wir zwei Tage später in das benachbarte El Valle. Bereits bei unserer Ankunft hatte sich das ganze Dorf auf der einzigen Straße versammelt. Und bei genauerem Hinsehen entdeckten wir auch den Hahn, der bereits bis zum Hals in den sandigen Boden der Straße eingebuddelt war.

Denn am Nationalfeiertag ist ein bestimmter Wettkampf Tradition. Jeweils eine Person bekommt die Augen mit einem Tuch verbunden, wird mehrmals im Kreis gedreht und bekommt dann eine Machete in die Hand. Das Ziel ist dann, blind, die ca. 30 Meter bis zum eingegrabenen Hahn zu laufen und ihm dann den Kopf abzuschlagen.

Keine einfache Aufgabe! Sobald die Person vom Weg abkommt und mit der Machete zu nah an eine andere Person gerät, wird sie gestoppt und die nächste Person kann ihr Glück bzw. Können unter Beweis stellen.

Wir haben uns das Spiel nicht bis zum Ende angeschaut, weil wir den Hahn nicht weiter leiden sehen wollten, aber wir haben uns sagen lassen, dass der Gewinner am Ende den toten Hahn behalten kann und im nächsten Jahr den neuen Hahn stellen muss. Nun ja… andere Länder andere Sitten. Das ganze Dorf schien auf jeden Fall, großen Spaß zu haben.

Während man in Bahia Solano nur bei Ebbe eine Art Strand sieht, hat El Valle mehrere Strände, die fußläufig erreichbar sind. Genau wie die ganze Region, haben auch die Strände etwas sehr Besonderes. Das dunkelblaue Wasser mit teilweise hohen Wellen, der dunkelgrüne Dschungel im Hintergrund und der fast schwarze Sand wirken bei Regen schon fast bedrohlich.

Wenn dann aber mal die Sonne raus kommt, erstrahlt alles in satten Farben. Mit etwas Geduld und einem guten Auge kann man schon vom Strand aus die Fontänen der vorbeiziehenden Wale sehen. Mit einer Bootstour kamen wir aber noch näher an die Wale heran und Tobi konnte endlich sein Schwanzflossenfoto schießen :).

Teil der Tour war außerdem ein Besuch im Nationalpark und ein Stopp auf einer kleinen Insel zum Schnorcheln.

Bahia Solano

Unsere letzten zwei Nächte im Choco verbrachten wir wieder bei Jimmy in Bahia Solano. Wir machten noch einen kleinen Ausflug zu einem Wasserfall in der Nähe des Flughafens obwohl Tobi, spätestens nach den beeindruckenden Iguazu Wasserfällen, nur schwer zu einem Ausflug zu einem weniger großen Wasserfall zu überreden ist (und da gibt’s nicht mehr viele auf der Welt). Denn der sogenannte „cascada del aeropuerto“, also der Flughafenwasserfall, war zwar klein aber fein. Vom Flughafen ging man ca. 15 Minuten durch den Wald am und durch das Flussbett hinauf. Den Wasserfall konnte man erst sehen, wenn man durch einen Felsspalt hindurch schwamm und auf einen Felsen kletterte. Vielleicht hat Tobi hier seine Liebe zu Wasserfällen wieder entdeckt. Wir werden sehen.

Am nächsten Tag ging es dann wieder zum Flughafen, denn wir hatten einen Flug zurück nach Medellín gebucht. Zum Glück nicht noch einmal 24 Stunden Boot fahren! Der Rückflug mit der sehr kleinen Propellermaschine war zwar auch aufregend, aber gleichzeitig ein richtiges Sightseeing Programm. Denn wir landeten nicht auf dem internationalen Flughafen von Medellín außerhalb der Stadt, sondern flogen über die Berge, drehten ein paar Runden über der Stadt und landeten mitten in Medellín.

Medellín

Ein wenig Regen hatten wir zwar aus dem Choco mitgebracht, aber ansonsten war in Medellín wie immer traumhaftes Frühlingswetter. In unserer AirBnB Wohnung im Stadtteil Laureles waren wir mit Pascal und Verena verabredet. Olli hatte Kolumbien mittlerweile verlassen, aber dafür gesellte sich ein weiteres bekanntes Gesicht in den „Club Colombia“.

Kolumbien war nun schon das fünfte Land, in dem es wir Severin wiedersahen. Wieder zu fünft erkundeten wir Medellín. Wir fuhren noch einmal in die Comuna 13 und machten dort eine geführte Tour durch das bunte Viertel.

Außerdem machten wir noch eine Free Walking Tour durch das Stadtzentrum. Genau wie die Comuna 13, war auch das Zentrum früher ein heruntergekommener und besonders gefährlicher Ort in Medellín. Heute sind die öffentlichen Plätze von Kunst und Kultur geprägt und zumindest tagsüber sehr belebt und sicher. Der wohl bekannteste Platz in Medellíns Stadtzentrum ist der Botero Plaza mit den riesigen Bronzefiguren von dem kolumbianischen Künstler Fernando Botero.

In einem Interview wurde Botero mal darauf angesprochen, warum er denn nur dicke Leute malen und gestalten würde. Entrüstet und beleidigt antwortete er dem Journalisten, dass wenn sich der Journalist auch nur mal ein kleines Bisschen mit seiner Kunst beschäftigt hätte, würde er wissen, dass er keine dicken Leute malt, sondern dass er gezielt mit Volumen und Proportionen spielt. Wenn ihr in der Kunstszene also mal so richtig klugscheißerisch punkten wollt, lenkt das Gespräch auf den berühmten kolumbianischen Künstler Botero und schwärmt vom Spiel mit Volumen und Proportionen ;).

Fast eine Woche Medellín verging leider viel zu schnell. Verena und Pascal machten sich auf den Weg in Richtung Karibikküste und so mussten wir uns schweren Herzens ein letztes Mal von ihnen verabschieden. Natürlich nicht für immer! Wir sehen uns auf jeden Fall im nächsten Jahr in Deutschland wieder, aber Medellín war der letzte gemeinsame Reisestopp unserer Zeit in Kolumbien. Severin blieb uns noch eine Weile erhalten und gemeinsam fuhren wir nach Guatapé, einem kleinen Ort in einem Naherholungsgebiet inmitten einer riesigen Seenlandschaft.

Guatapé

Der riesige See mit seinen vielen Seitenarmen und Inseln ist wirklich malerisch schön und es ist nicht verwunderlich, dass auch Pablo Escobar hier ein großes Anwesen besaß. Dort kann man mittlerweile Paintball spielen. Eine Mannschaft spielt die DEA und muss Pablo Escobar überwältigen, während dieser von der anderen Mannschaft beschützt wird. Dieses zweifelhafte und Escobar-verherrlichende Sightseeing-Programm wollten wir nicht unterstützen, aber es gibt auch sonst viele Dinge, die einen Ausflug lohnenswert machen. Wir machten zum Beispiel einen Ausflug auf den 200 Meter hohen Peñol-Felsen vulkanischen Ursprungs, den man über 650 Stufen erklimmen kann und von dem man eine wunderschöne Aussicht auf die Seenlandschaft hat.

Nachdem wir den See von oben gesehen hatten, wollten wir auch mal rauf auf den See. Wir mieteten uns also Kajaks und paddelten ein paar Stündchen am grünen Ufer entlang.

Nach den zwei Tagen in Guatapé waren wir gut erholt, um uns wieder in das Partyleben Medellíns zu stürzen.

Medellín

Pünktlich zum Wochenende waren wir also zurück in Medellín. Und es war nicht irgendein Wochenende, sondern das erste Wochenende des „fiestas de las flores“, dem Blumenfestival, was  man sich etwas wie Karneval vorstellen kann. Überall in der Stadt sieht man bunte Blumenkränze und auf Straßenfesten und Paraden wird gefeiert.

Mit Severin stürzten wir uns also noch einmal in ein wildes Partywochenende und feierten unsere letzten gemeinsamen Tage. Denn Severin wollte sich nach dem Wochenende auch in Richtung Karibik aufmachen und wir hatten einen Flug von Bogota nach Mexiko gebucht. Dieses Wochenende bedeute also für nicht nur das Ende unserer liebgewonnen Reisegruppe und das Ende von zwei Monaten Kolumbien, sondern auch das Ende unserer Zeit in Südamerika. Wir werden Severin, Pascal und Verena und unsere tolle Zeit auf diesem wundervollen Kontinent sehr vermissen!!