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Daten und Fakten

Reisedauer: 46 Tage, 31. Januar 2018 – 18. März 2018

Reiseroute: Porto Alegre  Salvador da Bahia  Lencois  Rio de Janeiro  Floreanopolis  Foz de Iguazu

Highlights: Karneval, Rio, Floreanopolis, Iguazu

 

Porto Alegre

Wir haben natürlich schon super viel über Brasilien gehört. Wunderschöne Strände und tiefster Dschungel, interessante Städte, und der beste Karneval (außerhalb von Köln!). Immer wieder wurde uns aber auch gesagt, wie gefährlich Brasilien ist. Nach unseren mehreren Wochen im super sicheren und entspannten Uruguay, waren wir im Bezug auf unsere Sicherheit in Brasilien doch etwas besorgt. Bevor wir uns an unserem ersten Abend aus unserem schicken Hotelzimmer getraut haben (nach fast 4 Wochen im Dorm in Uruguay konnten wir uns in Brasilien endlich wieder ein privates Zimmer leisten, d.h. in diesem Fall: Schlafzimmer, Wohnküche, Balkon, 2 Flatscreens und 2 ACs), informierten wir uns beim Rezeptionisten über die Sicherheitslage in unserem Viertel. Aus dem Hotelzimmer raus nach rechts sollten wir nicht gehen, denn dort sei es ziemlich gefährlich. Mehr als 4 Blocks nach links sollten wir auch nicht gehen. Die Parallelstraßen Richtung Norden seien auch nicht sicher und die nach Süden ebenfalls nicht. Wir waren also mehr oder weniger auf unserer Straße „gefangen“. Es gab auf dem Straßenstück zum Glück einige Restaurants und so hat uns diese eingeschränkte Lage am ersten Abend zunächst nicht viel ausgemacht. Im Restaurant gab es einen großen Berg Fleisch mit Salat, Reis und Pommes und als wir grade die Rechnung bestellen wollten, fiel uns ein komischer Typ auf, der direkt neben unserem Tisch stehen blieb und wirkte als würde er uns belauschen. Irgendwann drehte er sich zu uns um und fragte auf Deutsch (!), ob wir Deutsch sprechen würden. Wir hatten schon gehört, dass im Süden von Brasilien viele Menschen mit deutschen Wurzeln leben, aber dass wir direkt am ersten Abend auf Deutsch angesprochen werden, hätten wir nicht gedacht. Und bei einem gemeinsamen Bierchen stellte sich heraus, dass Rodrigo nicht nur einen deutschen Großvater hatte, sondern, dass er sogar über 10 Jahre in Köln-Ehrenfeld gewohnt hat. Während wir also über Köln und Brasilien quatschten und noch ein Bier teilten, drehte sich auf einmal ein Typ vom Nachbartisch zu uns um und fragte auf Deutsch (!), ob wir aus Deutschland kämen. Lua hatte ebenfalls Deutsche wurzeln, und lernte zur Zeit Deutsch, da er im Rahmen seines Dokotorandenprogramms in diesem Jahr für einige Monate nach Deutschland gehen wollte. Lua saß nicht alleine am Nachbartisch sondern mit einem Freund. Dieser hatte natürlich auch deutsche Wurzeln. Und so verbrachten wir unseren ersten Abend in Brasilien mit Herrn Jung, Herrn Krupp und Herrn Ackermann.

Für Porto Alegre hatten wir uns außer Wäsche waschen nicht viel vorgenommen, da die Stadt im Vergleich zu anderen Städten Brasiliens nicht besonders viel zu bieten hat. Wir verbrachten daher die Tage damit etwas in der Stadt herum zu laufen (tagsüber wohl alles sicher) und unserer privates Zimmer mit Klimaanlage zu genießen. Am zweiten Abend haben wir uns sogar getraut, unsere Straße zu verlassen. Aber nicht zu Fuß, denn das erschien uns dann doch etwas zu peligroso (gefährlich). Zum Glück gibt es in ganz Brasilien Uber und so hatten wir eine günstige und sichere Art von A nach B zu kommen. Wir waren mit Severin, einem Schweizer, den wir in unserem Hostel in Punta del Diablo (Uruguay) kennen gelernt haben, auf ein paar Bierchen im hippen Stadtteil Cidade Baixa verabredet. Auch den nächsten und letzten Abend in Porto Alegre waren wir in Cidade Baixa. Diesmal mit Lukas, mit dem wir über 10 Tage in Uruguay verbracht hatten. Die Wiedersehensfreude war riesig und der Abend dadurch länger als geplant. Dazu muss man wissen, dass wir mit Lukas in Montevideo tagelang verzweifelt nach einer Party gesucht hatten, aber nicht fündig geworden waren. Denn zu der Zeit als wir in Montevideo waren, war die Stadt (ähnlich wie bereits Buenos Aires an Silvester) mehr oder weniger ausgestorben, weil alle ihre Sommerferien am Strand verbrachten. In Porto Alegre hatten wir partytechnisch mehr Glück und landeten, Dank eines guten Tipps von Lukas Hostelmitarbeiters, auf einer sehr coolen Elektroparty. Erst in den frühen Morgenstunden kamen wir zurück ins Hotel und um 10 Uhr mussten wir uns schon wieder auf den Weg zum Flughafen machen. Verkaterte 2 Inlandsflüge später, landeten wir abends nach Sonnenuntergang in Salvador.

Salvador da Bahia

Einmal Karneval in Brasilien zu feiern, war schon immer ein Traum von uns und so haben wir die gesamte Südamerikareise so geplant, dass wir auf jeden Fall pünktlich zu Weiberfastnacht in Brasilien sind. Nach langen Überlegungen, wo wir Karneval in Brasilien feiern sollen, haben wir uns am Ende für Salvador da Bahia entschieden. Bereits Monate vorher haben wir begonnen, jeden Brasilianer, dem wir begegnet sind, zu fragen, in welcher Stadt Brasiliens man am besten Karneval feiern kann. Natürlich fiel bei unserer kleinen Umfrage auch häufig Rio, aber am Ende lag Salvador in der Abstimmung vorne. Rio ist wegen der Samba-Paraden wohl der berühmteste Karneval, aber in Salvador gibt es laut Guinness Buch den größeren Straßenkarneval der Welt. Während sich der Karneval in Rio also mehr auf die Shows im Sambadromo konzentriert, feiert in Salvador die ganze Stadt auf der Straße. Das klang mehr nach dem Karneval, den wir erleben wollten.

Salvador ist eine Großstadt und, wie alle großen Städte in Brasilien, gilt auch Salvador als sehr gefährlich. Daher hatten wir beschlossen schon zwei Tage vor Beginn der großen Party in der Stadt zu sein, um uns einzugewöhnen und uns etwas auszukennen, bevor die Stadt im Karnevalschaos versinkt. Insgesamt waren wir daher 10 Tage in Salvador. Ein paar Tage vor Karneval, um die Stadt im Normalzustand zu erkunden, die Karnevalstage und noch 2 Tage nach Karneval, um uns von der Party zu erholen.

 

Da es schwierig ist spontan zu Karneval eine Unterkunft zu finden und die Preise natürlich in die Höhe schießen, hatten wir uns bereits Monate im Voraus ein Zimmer bei AirBnB gebucht. Evani war eine wundervolle Gastgeberin und wir haben uns wie zu Hause gefühlt! Das lag wahrscheinlich nicht nur an unserer sehr netten Gastfamilie, sondern wahrscheinlich auch an Teresa, die pünktlich zu Karneval aus Deutschland eingeflogen kam. Wir haben uns riesig gefreut, sie wieder zu sehen und mit ihr Karneval in Brasilien zu feiern!

Karneval in Salvador war eine Woche lang eine riesen große Party. Es wurde gegessen, getrunken, gelacht und getanzt. Also eigentlich wie in Köln, aber eben auch ganz anders. Hier daher mal die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zusammengefasst:

  • Dauer: Karneval wird überall auf der Welt zur gleichen Zeit gefeiert, in der Woche vor Beginn der Fastenzeit. In Salvador, genau wie in Köln, wird fast eine ganze Woche von morgens bis Abends gefeiert. In Köln beginnt zwar die Saison bereits am 11.11. aber der Straßenkarneval beginnt traditionell erst an Weiberfastnacht. In Salvador gab aber sogar bereits Dienstag und Mittwoch die ersten Pre-Karnevalspartys auf der Straße, daher haben wir uns ebenfalls bereits am Mittwochabend ein wenig eingefeiert.
  • Wetter: Wohl der größte Unterschied zwischen dem Karneval in Köln und dem Karneval in Brasilien. Während man in Köln jedes Jahr vor dem Problem steht, warme Schuhe und Jacke in sein Karnevalskostüm zu integrieren und man sich auf der Straße warm schunkeln muss, fällt der Karneval in Brasilien mitten in den Sommer und markiert das Ende der großen Sommerferien. Das heißt es ist heiß! Endlich einmal Karneval im Sommer!!
  • Umzüge: Der große Rosenmontagszug und die vielen Veedelsumzüge sind zentraler Bestandteil des Kölner Karnevals. Genau wie in Salvador. Der Karneval in Salvador besteht hauptsächlich aus riesigen Umzügen (Curcuitos) in 3 Teilen der Stadt: Dodô (in Barra-Ondina), Osmar (auf dem Campo Grande der Avenida Sete) und Batatinha (im Centro Histórico, dem historischen Zentrum Salvadors). Benannt wurden die Umzüge nach den Gründern des „Trio elétrico“, die in den 50er Jahren mit einem umgebauten Ford und einer Art elektrischer Gitarre (dem Pau Elétrico) zu den ersten Umzügen einluden. Mittlerweile ist es nicht mehr nur ein Auto, von dem Musik durch die Straßen Salvadors schallt, sondern riesige umgebaute Trucks mit aufgebauten Boxentürmen, die jeden Tag an Karneval über als Trio eléctricos durch die Stadt rollen. Hinter jedem Truck folgt eine Gruppe von tanzender Karnevalisten, die alle gleich kostümiert sind oder zumindest das gleiche Shirt (Abadás) tragen. Sie formen so einen „Bloco“. Wie bei uns durch Absperrgitter und Wagenengel werden die Mitglieder eines Blocos durch Bänder von der restlichen feiernden Masse abgeschirmt. Ein Abadá ist wie eine Eintrittskarte und die Shirts für seine Lieblingsband kann man vor Karneval kaufen. Da dies je nach Bloco nicht ganz günstig ist und wir uns mit den einzelnen Bands sowieso nicht auskannten, haben wir uns entschieden, Teil des „Pipoca“ (Popcorn) zu sein. Also teil der Masse die neben den Blocos tanzt und springt und dabei aus der Ferne aussieht wie Popcorn.

  • Musik: Ein Großteil der Bewohner Salvadors sind Nachkommen ehemaliger Sklaven,  eren Kultur sich nicht nur in den Trachten, sondern auch in der Karnevalsmusik widerspiegelt. Vor allem im Osmar-Curcuito auf dem Campo Grande haben wir mehr sogenannte „Afro-Blöcke“ gesehen, also mehr traditionelle Kostümierungen und mehr von trommeln geprägter Musik.In Barra, dem Dodô-Curcuito, der direkt an der Strandpromenade vorbei führt, war das Publikum jünger als im Campo Grande und so auch die Musik. In Barra spielen alle derzeit angesagt brasilianischen Musiker. Wir hatten an einem Tag zum Beispiel das Glück Pablo Vittar (der Star am brasilianischen Pophimmel) zusammen mit Major Lazor (!) zu sehen. Wir haben es sogar geschafft ca. 500 Meter hinter dem Bloco herzugehen bevor wir klatschnass vom eigenen und fremden Schweiß die Menschenmasse doch lieber wieder verlassen haben.
  • Verkleidung: Viele Verkleidungen in den Blocos, insbesondere im Campo Grande, sind geprägt durch den afroamerikanischen Ursprung des Karnevals in Salvador.
    Ansonsten sieht man aber auch wie bei uns Engelchen und Teufelchen, Katzen, Schneewittchen, Einhörner etc. Insgesamt sind die Verkleidungen aber deutlich dezenter, also beschränken sich häufig nur auf eine Kopfbedeckung oder ein Accessoire. Das liegt vielleicht aber auch daran, dass es so heiß ist, das man insgesamt weniger anhat. Ein Ganzkörper-Bärenkostüm wäre für Karneval in Brasilien auf jeden Fall weniger geeignet.
  • Trinken: Nicht nur an Karneval, sondern auch generell, wird in Brasilien gerne und viel Bier getrunken. Eigentlich zu jeder Tages und Nachtzeit ist Bier das Getränk der Wahl. An Karneval kann man immer und überall eiskaltes Dosen-Bier kaufen und das zum fairen Preis von umgerechnet 50 Cent. Aus Kölner Sicht ist das Bier allerdings nicht das Allerbeste, da viele Biersorten aus Mais gemacht werden. Braucht man vom Bier daher mal eine kleine Abwechslung, findet man auch an Karneval einen Caipirinha-Stand in denen aus Eis, frischen Limetten und Cachaca schnell ein leckerer Cocktail-to-go gemixt wird.
  • Essen: Natürlich wird auch an Karneval gegessen, denn man braucht ja eine gute Grundlage. Wir hatten das Glück, dass wir zu Hause in unserer AirBnB Wohnung von Evani verwöhnt wurden. Wir bekamen jeden morgens ein üppiges Frühstück mit Brötchen, Schinken, Käse, Obst, selbst gemachten Säften und Kuchen. Evani hatte über Karneval aber auch Freunde und Verwandte eingeladen, die überall im Haus verteilt auf Matratzen unterkamen. In der großen Runde wurde mittags traditionelles Bahianisches Essen gekocht und wir wurden netterweise immer zum Mittagessen eingeladen. Neben Reis und Bohnen gab es einmal ein traditionelles Hühnergericht, einmal eine Art Fejoada, und an Aschermittwoch Moqueca, ein traditioneller Fischeintopf. Nach (oder auch schon zum) Mittagessen gab es zur Einstimmung die ersten eisgekühlten Bierchen. Und dann ging es auch schon weiter. Umziehen, schminken und ab zum nächsten Bloco.

Und wie auch in Köln ist auch in Salvador am Aschermittwoch alles vorbei. In Salvador werden dann noch einmal (wie an jedem Karnevalstag in den Morgensstunden) die Straße mit Wasser und Seife (!) geschruppt, die Dixi-Klos werden abgebaut und alle müssen wieder zurück in ihren Alltag; müde und voller Vorfreude auf das nächste Jahr!

Auch für uns ging der „Alltag“ wieder los. Wieder Rucksack packen, wieder zum Busbahnhof, wieder weiter. Nach 10 anstrengenden Karnevalstagen wollten wir raus aufs Land. In Lencois wollten wir einige Tage im Nationalpark Chapada Diamantina wandern gehen.

Lençois

Aus unseren Plänen, mehrere Tage im Nationalpark wandern zu gehen, wurde leider nichts, denn wie das gerne nach Karneval passiert, lag Tobi für die ersten paar Tage mit Mandelentzündung flach. Lençois, ein wunderschönes kleines Dorf in den Bergen, war aber kein schlechter Ort um die Mandelentzündung auszukurieren.

Und an Tag 3 konnten wir auch schon in einem ersten Spaziergang die nähere Umgebung erkunden. Ein schöner Wasserfall, der auch als öffentliches Schwimmbad genutzt wird, wunderschöne bewaldete Berge und interessante Felsen und Höhlen.

An unserem letzten Tag haben wir dann auch noch die Standard-Touri-Tour gebucht. Mit einer Gruppe anderer Touristen ging es wieder zu einem schönen Wasserfall, in eine Tropfsteinhöhle, hoch auf einen Berg, um die berühmten Tafelberge der Region zu sehen und zum Schluss schwimmen in einer sehr schönen Lagune.

Insgesamt ein schöner Abschluss eines erholsamen Aufenthalts in Lencois. Eine wichtige Erholung, denn von Lençois ging es in einer fast 48-stündigen Busfahrt bis nach Rio de Janeiro.

Rio de Janeiro

Wenn man an Brasilien denkt, denkt man wohl als ersten an Rio de Janeiro: die Jesusstatue, die mit ausgebreiteten Armen über ganz Rio auf den Zuckerhut blickt und natürlich an die Strände Copacabana und Ipanema, an denen immer die Sonne scheint und es niemals regnet. Ist auch immer so, aber leider nicht als wir in Rio angekommen sind. Denn da hat es tatsächlich fast eine Woche jeden Tag geregnet. Unsere WG-Mitbewohner, das brasilianische Pärchen Elisa und Fernando und der Österreicher Stefan meinten, so viel Regen hätten sie in Rio noch nie erlebt. Wir hatten also etwas Pech mit dem Wetter, aber dafür großes Glück mit unserer Unterkunft. Den Kontakt zur WG hatte uns eine türkische Reisende vermittelt, mit der wir in Salvador Karneval gefeiert hatten. Wir haben uns in der WG sehr zu Hause gefühlt und von unseren Mitbewohner zahlreiche Tipps für unseren Aufenthalt in Rio bekommen. Außerdem lag die WG in dem schönen und sicheren Stadtteil Laranjeiras. Laranjeiras liegt ziemlich zentral zwischen den Stadtteilen Botafogo und Flamengo und mit dem Taxi waren es nur 20 Minuten in die eine Richtung bis ins Zentrum und 20 Minuten in die andere Richtung bis zur Copacabana. Und in nur 5 Minuten zu Fuß waren wir an dem kleinen Plätzchen Praça Salvador mit einem kleinen Supermarkt und einigen kleinen netten Restaurants und der kleinen Stammkneipe der WG, dem „Salvatore“.

Abends und vor allem am Wochenende schien sich das ganze Viertel auf dem Plätzchen zu versammeln, hippe junge Leute, Familien mit Kindern und Senioren saßen zusammen, spielten, tranken Bier oder tanzten auf der Straße und wir wurden herzlich (wie alle Brasilianer sind!) in das Treiben integriert.

Die Regentage verbrachten wir zunächst zwischen WG, Praça Salvador und den Shoppingmalls der Stadt. Zu den Regentagen gehörte leider auch Tobis Geburtstag. Aber der geht ja äußerst gerne in Malls shoppen, war also auch ohne Sonne glücklich und abends wurde auch noch gefeiert. Zusammen mit unserem Mitbewohner Stafan ging es standardgemäß für Brasilien auf einer Samba-Party. Den ersten nicht wolkenverhangenen Tag nutzten wir direkt für einen Ausflug zur Christusstatue. Eigentlich wollten wir mit der Seilbahn hochfahren, doch der Ansturm an diesem Sonntag war so groß, dass wir über 2 Stunden auf einen Platz in der Bahn hätten warten müssen. Unsere Sorge, dass sich das Wetter bis dahin wieder zuziehen könnte, brachte uns auf die Idee, mit dem Uber hochzufahren. Das klappte nicht nur, sondern war auch noch deutlich günstiger als die Seilbahn. Wir kamen mit dem Auto zwar nicht bis ganz nach oben, aber die letzten 45 Minuten durch den Wald nach oben zu laufen, war zwar bei über 30 Grad anstrengend, aber auch ein sehr schöner Spaziergang. Oben angekommen, war es, wie zu erwarten unglaublich voll. Überall Menschen mit Handys und Selfie-Sticks bewaffnet, die alle mit ausgestreckten Armen vor der Jesusstatue posierten. Schaffte man es sich bis zum Rand der Aussichtplattform zu kämpfen, hatte man aber eine wunderschöne Aussicht über die Stadt.

Und das Wetter hielt zum Glück nicht nur an diesem Tag, sondern auch die folgenden Tage wurden immer besser. In den nächsten Tagen war zwar immer noch kein „Sommer-Sonne-Strand-Wetter“, aber immerhin regnet es nicht mehr den ganzen Tag. So konnten wir endlich trockenen Fußes die Stadt erkunden. Und die hat einiges zu bieten! Zunächst ginges für uns einen Tag ins Innenstadtviertel Lapa zur berühmten Treppe Escaderia de Selarón.

Für die Gestaltung der bunten Treppe hat der in Chile geborene Künstler Selarón auf der ganzenWelt Kacheln gesammelt und mit diesen die Treppe verziert.

Geht man die Treppe bis nach ganz oben und folgt weiter den Hügel hinauf, kommt man ins hippen Stadtteil Santa Teresa, einem Künstlerviertel mit vielen Cafés, Bars und Restaurants. Dort folgten wir einer Empfehlung unserer Mitbewohner in eine der besten Cachaca Bars der Stadt. Am nächsten Tag (schon wieder trocken!) ging es mit der Fähre über die Bucht nach Niterói, um uns dort das vom berühmten Architekten Niemeyer gebaute Museum für moderne Kunst anzuschauen. Dieses sieht aus wie ein Ufo, das auf dem Felsen der Bucht gelandet ist und man hat eine super schöne Aussicht auf den Zuckerhut und die Innenstadt von Rio.

Auch das Museum of Tomorrow, unser Ausflug am nächsten Tag, sieht von außen aus wie ein futuristisches Raumschiff. in dem Museum unternimmt man durch interaktive Installation eine Reise durch die Zeit von der Entstehung unseres Universums bis hin zu unserer Gegenwart. Die Botschaft am Ende des Museumsbesuch ist klar: wir alle gestalten die Zukunft unserer Welt und nur durch die Achtung und Schutz der Natur hat unsere Welt eine Zukunft!

Besonders gut hat uns auch der Parque Lage gefallen. Dieser Stadtpark liegt mitten in der Stadt, man hat aber das Gefühl mitten im Dschungel zu stehen, Affen inklusive.

Der Park war in den 20er Jahren der Garten einer Stadtvilla des italienischen Architekten Mario Vodrel. In den 60er Jahren wurde der Garten jedoch zu einem öffentlichen Park und die Villa zu Ateliers und einem Café umfunktioniert.

Vielleicht kommt das Gebäude dem ein oder anderen bekannt vor, denn es diente 2003 als Location für das Musikvideo zu „Beautiful“ von Snoop Dogg. Wanderfreudige können vom Parque Lage über einen Wanderweg bis hoch zur Christusstatue laufen, aber Vorsicht (!), wir haben schon von Leuten gehört, die auf dem Wanderweg bis auf die Unterhose ausgeraubt wurden. Denn das gehört leider auch zu Rio: die ständige Sorge ausgeraubt zu werden. Und es ist schwer einzuschätzen an welchen Ecken es nun wirklich gefährlich ist. Fragt man die Brasilianer, die dort leben, ist es nämlich überall besonders gefährlich. Irgendwann haben wir dann aber realisiert, dass viele Brasilianer sehr paranoid sind und alles für sehr gefährlich halten. Zum einen liegt dies wahrscheinlich daran, dass in den Medien viel über Gewalt berichtet wird, zum anderen aber natürlich auch daran, dass jeder zumindest jemanden kennt, der schon mal überfallen wurde. Wir haben irgendwann gelernt uns davon nicht mehr verrückt machen zu lassen, denn sonst kann man die Stadt nicht genießen und das wäre zu schade. Solange man sich von den Favelas fern hält und insbesondere nachts lieber ein Uber nimmt anstatt durch eine dunkle Gasse nach Hause zu gehen, kann man die Gefahr deutlich minimieren. Unserem Mitbewohner Stefan ist in dem Jahr, in dem er bereits in Rio wohnte auch nichts passiert, bis er eines Abends dann doch ohne Handy und Fahrrad nach Hause kam. Er ist, wie fast jeden Tag von der Copacabana mit dem Fahrrad durch den Tunnel in Botafogo nach Hause gefahren, obwohl ihm immer alle gesagt haben, dass das zu gefährlich sei. Denn das Ende des Tunnels liegt direkt am Fuße einer Favela und durch den dunklen Tunnel kann man schnell zur leichten Beute werden. An diesem Sonntag stand dann eine Gruppe Jugendlicher am Ende des Tunnels und haben dem armen Stefan alles abgenommen. Er nahm’s aber mehr oder weniger mit Humor und meinte, dass ein Raubüberfall wohl zu einer echten Rio-Erfahrung dazu gehört. Wir haben aber trotzdem lieber darauf verzichtet.

Wir haben unseren Rio-Aufenthalt auf jeden Fall unbeschadet überstanden und am Ende warteten auch noch ein paar schöne sonnige Tage auf uns. Einen haben wir mit Caipirinhas an der Copacabana verbracht und den anderen an dem kleinen Sandstrand Praia Vermelha, der direkt am Fuß des Zuckerhuts liegt.

Am späten Nachmittag sind wir direkt vom Strand bis zur Mittelstation durch den Wald spaziert und von dort mit der Gondel bis Hoch auf die Spitze. Auch von dort hat man eine wunderschöne Aussicht, nur Schade, dass der Sonnenuntergang auch an diesem Tag wolkenverhangen war. Trotzdem eine wundervoller Ausflug und ein toller Abschied von einer der besten Städte der Welt!

Floreanopolis

Nun waren wir schon über einen Monat in Brasilien und das ohne einen richtigen Strandaufenthalt (Stadtstrände von Salvador und Rio mal ausgenommen). Das wollten wir nun unbedingt ändern und suchten nach einem passenden Ort entlang der endlosen Küste Brasiliens. Mehrfach wurde uns Paraty, ca. 3 Stunden südlich von Rio empfohlen. Leider sagte der Wetterbericht für Paraty für die nächste Woche aber Regen voraus. Und da auch der schönste Strand bei Regen grau aussieht, mussten wir schweren Herzens auf Paraty verzichten. Also ging es direkt mit dem Nachtbus weiter in den Süden bis auf die Insel Floreanopolis. Floreanopolis wurde uns schon vor unserer Reise von unserem Freund Paul empfohlen und auch in Uruguay und Brasilien wurde immer wieder von den schönen weißen Sandstränden geschwärmt. Insgesamt gibt es auf der Insel wohl 42 Strände von denen einer schöne als der andere sein soll. Wir erkundeten erst einmal die Strände im Norden der Insel, denn wir hatten das große Glück für die ersten drei Nächte bei Julia zu wohnen, einer Kölnerin, die wir über Paul kennen gelernt haben. Julia wohnt bereits seit über 5 Jahren mit ihrem Brasilianischen Freund auf der Insel und hat ein kleines Häuschen, zwei Hunde und eine Katze in dem kleinen Ort Rio Vermelho im Norden der Insel. Von diesen Häuschen waren es nur ca. 20 Minuten durch den Wald und über eine riesige Düne zum Praia (Strand) Moçambique und von dort eine weitere Stunde über die Felsen an der Küste entlang zum Praia Santinho.

Bei und mit Julia hatten wir ein paar wirklich schöne erste Tage in Floripa, wie die Einheimischen ihre Insel nennen. Mit Tipps für die besten Strände im Süden, hangelten wir uns in der nächsten Woche von Strand zu Strand. Zunächst waren wir für zwei Nächte in Barra da Lagoa, von wo man einen schönen Tagesausflug an der Küste entlang zum Praia Mole machen kann.

Drei Nächte haben wir ganz im Süden am Praia Arcores verbracht. Auf der Suche nach einem Restaurant in dem kleinen Dorf (es gibt keins) haben wir eine sehr nette Deutsche und ihren Brasilianischen Freund kennen gelernt, mit denen wir anschließend einen sehr lustigen und langen Abend verbracht haben. Erst saßen wir bei Bier und Würstchen in der einzigen Bar des Dorfes und danach noch lange auf dem Balkon ihrer Eco-Lodge mit selbstgemachten Caipirinhas. Angeheitert durch Bier uns Cachaca haben wir sogar noch mitten in der Nacht eine Nachtwanderung zu einem kleinen Wasserfall gemacht und wurden auf dem Rückweg von einer Schlange überrascht, die sich auch nach mehrfacher Aufforderung nicht vom Weg entfernen wollte. Nachdem uns der Strand Arcores nach 3 Tagen dann doch etwas zu einsam wurde, waren wir noch die letzten drei Nächte in der Nähe vom Praia Mole in einem Guesthouse mit Blick auf die Lagune Lagoa da Conceiçâo. Einen von unseren letzten Tagen haben wir uns dann auch mal aufs Surfbrett gewagt und Dank unseres sehr geduldigen und guten Lehrers sogar die ersten Erfolgserlebnisse feiern können. Unser Sommer, Sonne Strand Bedürfnis in Brasilien hat Floreanopolis voll erfüllt! Die Strände im Norden von Brasilien sind wahrscheinlich etwas tropischer, aber der entspannte Vipe in Floreanopolis hat uns so überzeugt, dass wir gerne auch noch länger hätten bleiben können. Aber Südamerika ist noch groß und die Zeit drängt uns weiter Richtung Nordwesten, denn eigentlich hatten wir uns vorgenommen spätestens Mitte März in Paraguay zu sein. Und ein Brasilien-Highlight wartete ja noch auf uns: die berühmten Iguazu-Fälle.

Iguazú

Die Wassermassen der Iguazú-Fälle stürzen auf einer Länge von 2,7 Kilometer und aus einer Höhe von bis zu 82 Metern herab und markieren die Grenze zwischen Brasilien und Argentinien. Daher kann man sie sowohl von der brasilianischen als auch von der argentinischen Seite besichtigen. Wie das bei Nachbarn so ist, wird oft darüber gestritten, welche der beiden Seite denn die Schönere ist. Das ist wirklich schwer zu sagen und wir würden jedem empfehlen, sich beide Seiten anzuschauen. Wir waren am Tag unserer Ankunft in Foz de Iguazú zunächst auf der brasilianischen Seite. Die brasilianische Seite kann man sehr gut an einem halben Tag erkunden, da man mit einem kleinen Büschen fast bis an die Aussichtsplattformen gefahren wird. Von der brasilianischen Seit hat man einen spektakulären Blick frontal auf die ganzen Breite der Wasserfälle.

An Tag zwei haben wir uns das Spektakel von der argentinischen Seite angeschaut. Da unser Hostel auf der brasilianischen Seite lag, mussten wir hierzu erst einmal aus Brasilien Ausreisen und in Argentinien einreisen. Endlich auf der argentinischen Seite der Fälle angekommen, warteten dort mehrere Wanderwege auf uns, die auf Plattformen an und über die Wasserfälle gebaut sind. An jeder Ecke hat man wieder einen neuen spektakulären Blick auf das Naturschauspiel.

 

Aber nicht nur die Iguazú-Fälle selber sind beeindruckend, auch der Spaziergang durch die Natur ist wunderschön. Am Wegesrand hoffen gefräßige Waschbären auf Essensreste der Touristen, überall fliegen wunderschöne Schmetterlinge herum und mit etwas Glück kann man sogar Krokodile sehen.

Brasilien endete für uns also noch mit einem absoluten Highlight! Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Paraguay. Das war nicht weit, denn die paraguayische Stadt Ciudad del Este liegt direkt neben Foz de Iguazu auf der anderen Seite des Rio Uruguay.